Wasserhund

Inhalt

  • Wasserhund ist nicht gleich Wasserhund
  • Geschichte des Barbet
  • Charakter des Barbet
  • Familienhund
  • Das Fell
  • Farben des Barbet
  • Größe und Gewicht
  • Das Leben mit einem Barbet
  • Viele positive Erfahrungen im Welpenalter führen zu einem ausgeglichenen Hund
  • Hundeschule und Welpenspielstunde
  • Oh Gott – ein Jagdhund!

Wasserhund ist nicht gleich Wasserhund

Wasserhund ist ein Überbegriff für Hunde verschiedener Rassen, die für einen bestimmten Zweck gezüchtet wurden, dem Jäger Wasservögel aus dem Wasser zu apportieren. Hier sind vor allem die italienischen, spanischen, portugiesischen und französischen Wasserhunde gemeint.

Sie habe alle ein ähnliches äußeres Erscheinungsbild mit lockigem Fell, im Wesen und in der Entwicklung gibt es aber deutliche Unterschiede. Ich gehe im Folgenden nur auf den französischen Wasserhund, den Barbet näher ein.

 

Geschichte des Barbet

Über die Herkunft des Barbets gibt es verschiedene Theorien. Am häufigsten hört man, dass der Urahn des Barbets von einem maurischen Hund mit Schnürhaar abstammen und sich im 7. / 8. Jahrhundert in Südeuropa verbreitet haben soll.
Die erste gesicherte urkundliche Erwähnung des Barbets stammt aber aus dem 16. Jahrhundert und beschreibt einen intelligenten und überaus anpassungsfähigen Hund, der das Wasser liebt und sich ausgezeichnet für die Jagd auf Wasservögel eignet.

Paminas Mama - Zola
Zola, Mama von Pamina

Im 17. Jahrhundert ist der Barbet in ganz Europa verbreitet. In England wurde er „Great Water Dog“ oder „Great Barbet“ genannt. Verschiedene Kreuzungen mit dem Barbet ließen im 18. Jh. u.a. den English Water Spaniel und den Irish Water Spaniel entstehen, der den Barbet in England verdrängte. In Frankreich wurden kleinere Rassen eingekreuzt, die zum Pudel führten.

Im 19. Jahrhundert begleitete ein Barbet mit dem Namen „Moustache“ die Truppen Napoleons. Der Barbet war ein beliebter Hund der französischen Landbevölkerung. Durch weitere Kreuzungen entstand der Griffon, der den von Jägern gewünschten Jagdinstinkt mitbrachte, der dem Barbet fehlt.

Im 20. Jahrhundert ließ das Interesse am Barbet aber leider nach und brachte die Rasse an den Rand des Aussterbens. Als Jagdhund lieferte er nicht die gewünschte Schärfe und war zu sehr auf das Thema Wasserapport beschränkt, als Schutzhund war er zu lieb. Außerdem galt er als Hund der einfachen Landbevölkerung.

Erst ab 1970 haben einige Liebhaber die Rasse wieder gefördert. Dem breiten Publikum blieb er aber weiterhin verborgen. Im Bereich der Therapiehunde gilt er als Geheimtipp und von dieser Seite erleben wir eine stetig steigende Nachfrage. Seine enge Beziehung zum Menschen und sein freundliches Wesen machen ihn zum idealen Familienhund, der auch für Anfänger geeignet ist.

Barbet beim apportieren

Charakter des Barbet

Der Barbet ist ein intelligenter, sehr freundlicher, fröhlicher und ausgeglichener Hund, der es liebt, neue Dinge zu lernen. Er ist nicht stur und fühlt sich in seiner Familie wohl. Er ist leicht zu trainieren und dadurch auch für Hundeanfänger geeignet. Auf gar keinen Fall sollte er als Zwingerhund außerhalb der Familie gehalten werden. Er begrüßt auch fremde Menschen mit viel Zuneigung, was ihn als Schutzhund ungeeignet macht. Dafür wird er sehr gerne in der hundegestützten Psychotheraphie, tiergestützten Pädagogik, als Assistenzhund für Diabetes und Epilepsie oder auch als Schulhund eingesetzt und wird auch in der entsprechenden Fachliteratur explizit als sehr geeignete Rasse empfohlen.

Der Barbet ist ein Arbeitshund und braucht neben dem Auslauf vor allem eine geistige Beschäftigung. Hier bieten sich unter anderem Apportiertraining, Nasenspiele wie z.B. Mantrailing, Agility und vieles mehr an. Der Barbet ist für alles zu begeistern. Durch das gemeinsame Training wird ein enges Band zwischen Hund und Mensch geknüpft.

Familienhund

Einen Familienhund definiert vermutlich jeder etwas anders. Auf alle Fälle sollte ein Familienhund kinderlieb sein und sich eher zurückziehen, wenn es die Kinder mal zu wild angehen und nicht aggressiv reagieren. Durch die oben beschriebenen Charaktereigenschaften eignet sich der Barbet auf alle Fälle äußerst gut als Familienhund.

Um den richtigen Welpen für eine Familie mit Kindern zu finden, führen wir in der 7. Lebenswoche Wesenstest durch, um den Grundcharakter des Hundes richtig einschätzen zu können.

Das Fell

Der Barbet hat ein wolliges, gelocktes und weiches Wasserhund Fell. Er hat keinen Sommer-/Winter Fellwechsel wie andere Hunde. Das Fell ist eher mit dem menschlichen Haar vergleichbar, wächst und erneuert sich ständig. Die alten Haare bleiben in den Locken hängen und sollten 1x pro Woche ausgebürstet werden, damit es zu keinen Verfilzungen kommt. Man findet deutlich weniger bis gar keine Hundehaare in der Wohnung oder auf den Kleidern, daher werden diese Hunde auch als nicht haarende Hunde bezeichnet. Was, wie gerade ausgeführt, nicht ganz richtig ist.

Orel im Schnee

Es gibt unterschiedliche Zuchtlinien, die mehr oder weniger enge Locken hervorbringen. Die ursprünglicheren Linien haben große, offene Locken. Linien mit engeren Locken haben in der Ahnenreihe eher Pudel enthalten. Pudel wurden in den 70er Jahren eingekreuzt, um den vom Aussterben bedrohten Barbets neue Blutlinien zuzuführen.

Das Fell des Barbet wird auch als hypoallergenes Fell und damit für Tierhaarallergiker geeignet bezeichnet. Das muss aus meiner Sicht relativiert werden. Tatsächlich scheint es bei vielen Allergikern wenig bis gar keine Reaktionen hervor zu rufen, jedoch gibt es durchaus Menschen, die auch auf den Barbet reagieren. Das sollte am jeweiligen Welpen ausführlich getestet werden.

Das Barbetfell trocknet schnell und riecht (stinkt) auch im nassen Zustand nicht wie typisches Hundefell. Die vielen Haare geben dem Barbet ein rustikales Aussehen und lassen den Hund größer erscheinen, als er in Wirklichkeit ist. Das sieht man besonders schön, wenn ein vermeintlich stark gebauter Barbet in das Wasser springt und ein nur halb so breiter, nasser Hund mit schmalem Körper wieder herauskommt.

Barbet Welpe 1 Woche alt

Farben des Barbet

Den Barbet gibt es in den Farben schwarz, grau, braun, lohfarben (falb), sandfarben, weiß oder mehr oder weniger gescheckt. Alle Schattierungen von lohfarben und sandfarben sind erlaubt. Die Schattierung sollte vorzugsweise am ganzen Körper dieselbe sein.

Größe und Gewicht

Hündinnen: 53-61cm bei etwa 20 – 25 kg
Rüden: 58-65 cm bei etwa 25-30 kg

Ursprünglich war der Barbet etwa 10 cm kleiner als heute. Bei vielen Züchtern setzt sich immer mehr die Einsicht durch, den Barbet nicht noch größer zu züchten sondern eher wieder etwas kleiner. Pamina gehört zu einer alten französischen Linie und ist mit 54 cm am unteren Rand des Standard.

Das Leben mit einem Barbet

Der Barbet fügt sich in die jeweilige Familiensituation ein. Er benötigt nicht permanente Aufmerksamkeit, wird sich aber immer in ihrer Nähe aufhalten. Sitzen sie am Computer, liegt er unter dem Tisch, stehen sie unter der Dusche, liegt er davor.

Er genießt es gestreichelt und geknuddelt zu werden, fordert das aber nicht permanent ein. Er hat ein sehr entspanntes Wesen und schläft auch gerne mal etwas länger. Geht es aber raus, dann ist er sofort hellwach und mit Freude dabei. Er begleitet sie beim Joggen, Radfahren, ausreiten und wenn es ans Wasser geht, ist er als erster im See.

Viele positive Erfahrungen im Welpenalter führen zu einem ausgeglichenen Hund.

Pamina im Alter von 11 Wochen bei ihrem ersten Ausflug zu einem See. Mama Zola apportiert aus dem Wasser und Pamina springt mutig und ohne Angst ins Wasser.

 

Etwa in der sechsten Lebenswoche entwickeln Welpen Ängste. Das ist ein wichtiger und notwendiger Prozess, der sie vor allzu leichtsinnigem Umgang mit Gefahren beschützen soll. In dieser Zeit ist es aber sehr wichtig, dass sie neuen Situationen ausgesetzt werden und diese als positiv erleben. Je mehr neue Situationen als positiv erlebt wurden, je mehr wird auch der erwachsene Hund ganz gelassen auf Neues reagieren.

Wie schon gesagt, führe ich in der siebten Woche Wesenstests durch, die den Grundcharakter des Welpen verdeutlichen. Anhand dieser Tests und der bisherigen Beobachtungen erhalten sie eine detaillierte Erläuterung für ihren Welpen mit Ratschlägen zur Förderung.

Hundeschule und Welpenspielstunde

Eine Welpenspielstunde kann nützlich sein, kann aber auch viel Schaden anrichten. Nützlich ist, dass der Welpe mit anderen Welpen in Kontakt kommt und Sozialverhalten üben kann. Das sollte aber durch den/die Trainer in vernünftigen Bahnen gelenkt werden. Leider sieht man oft, dass ein Trainer auf 20 Welpen kommt und größere Rassen die kleineren Welpen über den Haufen rennen, ohne dass dieses Verhalten korrigiert wird. Für den großen mag das ein Spass sein, der Kleine wird in Zukunft vielleicht Terror machen, wenn ihm ein anderer Hund entgegen kommt. Also Augen auf bei der Welpenspielstunde!

 

Wasserhund Welpen der Rasse Barbet

Ein guter Hundetrainer ist aber unbedingt wichtig, vor allem, wenn sie Hundeanfänger sind. Kleine Gruppen, bei denen der Trainer auch die Möglichkeit hat sie und ihren Hund zu beobachten, sind sinnvoll. Diese sind teurer aber wesentlich effektiver. Schauen sie sich schon nach einem guten Trainer/Trainerin um, bevor der Welpe bei ihnen einzieht – sie wissen ja, positive Erfahrungen sind wichtig!

Oh Gott – ein Jagdhund!

Ja, der Barbet ist ein Jagdhund – wie fast alle Hunde. Auch wenn die meisten Rassen heute nicht mehr als Jagdhund eingesetzt werden, haben die meisten Hunde einen Jagd- oder Hütetrieb.

Allerdings möchte kein Jäger, dass sein Jagdhund alleine auf die Jagd geht. Er soll seine Arbeit erledigen, wenn er den Befehl dazu bekommt und bis dahin geduldig warten. Dieser Gehorsam wird bei keiner Rasse angeboren, sondern beruht auf Training. Eine sehr gute Trainingsmöglichkeit ist hier das Apportiertraining, bei dem die Impulskontrolle des Hundes gestärkt und die oben beschrieben Bindung zwischen Hund und Mensch geknüpft wird.

Ein Hund macht sein eigenes Ding, wenn der Mensch aus Hundesicht zu langweilig ist. Finden aber interessante Dinge statt, dann wird der Hund seine Aufmerksamkeit auf seinen Menschen legen und ganz bei ihm sein.